In einem Mond mit 17 Schlangen

Die Schlangenbrut 28 Tage und Nächte lang in den Rathauspassagen/Berlin/Alexanderplatz
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Sehr geehrter Herr Kwasi,

es sind im Leben meistens die Zufälle, die zu unvorhergesehenen und unvergesslichen Erlebnissen führen. Als Sie sich mit Ihrer Projektidee - mit 17 Schlangen 24 Stunden am Tag für eine Mondphase bei uns in den RathausPassagen leben zu wollen - bei uns vorstellten, hatten wir aufgrund Ihrer Persönlichkeit bereits eine Ahnung, dass es sich um eine interessante Kunstaktion handeln würde. Die tatsächliche Umsetzung des Projektes hat bei weitem unsere Vorstellungen übertroffen.
Sie und Ihre liebe "Schlangenbrut" haben es geschafft, für 28 Tage unsere Passagen in ihren Bann zu ziehen. Das Interesse unserer Gäste war sehr groß. Und wir sind der festen Überzeugung, dass die meisten ihre Botschaft verstanden haben: Es ist möglich als Mensch eine "natürliche" Symbiose mit Tieren einzugehen, auch wenn es sich beidseitig um sehr starke, eigenwillige Charaktere handelt. Sie haben bei uns innerhalb kurzer Zeit viele neue Schlangenfreunde gewonnen. Beeindruckend war, dass es sich nicht nur um Kinder handelte, sondern auch unsere älteren Gäste sich gern auf Ihr Thema eingelassen haben. Viele Gäste kamen wieder und blieben fasziniert vor unserem Riesenterrarium sitzen. Und Sie ließen es sich nicht nehmen, vor den Augen ihrer Zuschauer den permanenten Kontakt zu ihren Schlangenfreunden zu suchen. Dabei ging es nicht um Akrobatik, sondern um einen sensiblen Austausch von Nähe, Akzeptanz und vor allem Respekt.
Wir Danken Ihnen für diese schöne neue Erfahrung, wünschen Ihnen weiterhin die Kraft und Ruhe, Ihre wirklich nicht einfache Arbeit weiterhin so meisterhaft bewältigen zu können. Wir hoffen, dass es Ihnen und Ihrer "Schlangenbrut" gut geht und freuen uns von weiteren Projekten von Ihnen zu hören.
Mit freundlichen Grüßen
Steffi Pianca
1HZ GmbH Unternehmenskommunikation
Berliner Abendblatt . MITTE
Mlit 17 Schlangen unter einem Dach
Aktionskünstler Rainer Kwasi will Urängste abbauen

Rainer Kwasl (43) will beweisen, dass es eine Harmonie zwischen Mensch und Schlange gibt.
"Ich will zeigen, dass Mensch und Schlange miteinander harmonisieren können, möchte die Urängste vor diesen geheimnisvollen mythenumwobenenTIeren abbauen“, sag! Rainer Kwasi. Seit vergangenem Donnerstag lebt der Aktionskünstier undArtist mit seinen 17 Riesensch]angen - rund um die Uhr, eine Mondphase lang - bis zum 26. November, für alle sichtbar, in einem 50 Quadratmeter großen Raum
mit gläsernen Wänden in den Rathauspassagen am Alex.
Seine Kunstaktion „ln einem Mond mit 17 Schlangen" ist eine Premiere - weltweit. Auch für Kwasi selbst. Denn in seinem 1.800 Quadratmeter großen Haus in der Uckermark leben die dreizen TIgerpythons, zwei Königpythons, ein Rautenpython und eine Erdnatter in einzelnen, artgerecht ausgestatteten Zimmern, nicht etwa inTerrarien, sondern frei. Die Ruhephase der Schlangen in der Rat· hauspassage neigt sich dem Ende entgegen, denn nach der Fütterung am letzten Freitag - einmal im Monat fressen sie - verdauten die Reptilien dösend, von Kwass oft massiert. Jetzt beginnt die Träiningsphase. „Schlangen können wunderbar balancieren, das werde ich unter anderem zeigen", verrät der 43-Jährige.
Der 17 jährige TIgerpython ROCCO (66 Kilogramm, fünf Meter lang), 1988 hat er ihn mit July gekauft, inzwischen haben sie Junge bekommen, ringelt sich gern um seinen „Herrn“, zieht ihn umher oder wirft ihn auch mal um. Die Besucher können dies alles hinterm Glas beobachten. Das einmonatige Experiment ist nicht ganz ungefährlich. Vor acht Jahren hat ihn eine seiner Schlangen fast erwürgt. "Doch es war meine Schuld. Man muss sehr wach sein, sehr konzentriert. Fühlen sie sich bedroht, etwa durch ruckartige Bewegungen oder lautes Telelefonklingeln, gehen sie zum Angriff über, können fünf Meter weit springen“ erzählt Kwasi. Um auf die Warnsignale der Schlange - Schwanz wackeIn oder S-förmig gebogener Leib oder ein leises Zischen durch Überkreuzen der gespaltenen Zunge - zu reagieren. bleiben nur 17 Sekunden - verdammt wenig Zeit.
Aber ich bin gut trainiertl' , beruhigt Kwasi. Seine Liebe zu Schlangen, er schreibt gerade ein Buch über sie, erwuchs aus einem Erlebnis als Siebenjähriger. Damals in Lubmin sah er, wie hunderte von Kreuzottern erschlagen wurden, als das dortige Biotop für den Bau des Atomkraftwerkes weichen musste. "Ich möchte die Menschen Achtung auch vor diesen Geschöpfen der Natur lehren", so sein Credo.